Deutsch-polnische Differenzen

Bätzing wirft Erzbischof Gadecki "unbrüderliches Verhalten" vor

Zwischen den Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen Deutschlands und Polens herrscht dicke Luft. Die Warschauer Tageszeitung "Rzeczpospolita" veröffentlichte am Montag einen Brief von Bischof Georg Bätzing an seinen polnischen Kollegen Erzbischof Stanislaw Gadecki. Ungewohnt deutlich beschwert er sich darin über Gadeckis Protestschreiben an Papst Franziskus gegen zentrale Reformideen des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland.

Bätzing wirft Gadecki in seinem am 21. November verfassten Schreiben "unbrüderliches Verhalten" vor: Der Vorsitzende der polnischen Bischöfe habe im Oktober in den gemeinsamen Gesprächen während der Weltsynode im Vatikan mit keinem Wort erwähnt, dass er Anfang Oktober Franziskus einen Brief zum deutschen Synodalen Weg geschrieben hatte. Statt für Dialog habe sich Gadecki dafür entschieden, gegenüber dem Papst falsche Behauptungen über den deutschen Reformprozess aufzustellen, erklärte der Bischof von Limburg.

Gadeckis Brief wurde erst Mitte November publik, als ihn Polens katholische Nachrichtenagentur KAI veröffentlichte. Der Erzbischof kritisiert darin mehrere Beschlüsse des Synodalen Wegs als "extrem inakzeptabel und unkatholisch". Die deutschen Kirchenreformer wollten offenbar eine Revolution vollbringen, die eher von linksliberalen Ideologien inspiriert sei als vom Evangelium, schrieb er an Franziskus. Konkret verurteilte Gadecki unter anderem Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und Pläne, dass transgeschlechtliche Gläubige im Taufregister ihren Namen und das eingetragene Geschlecht ändern dürfen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz teilte Gadecki nun laut der Zeitung mit: "Ich lehne dieses Vorgehen des Herrn Erzbischofs, den Ton Ihres Briefes und auch die Art, wie die Fakten dargestellt werden, ausdrücklich ab." Er wähle einen anderen Weg und schreibe dem Erzbischof direkt und informiere den Papst darüber. Bätzing stellte in seinem Schreiben die Frage, ob ein Vorsitzender einer Bischofskonferenz einer bestimmten Ortskirche das Recht habe, über die Katholizität einer anderen Ortskirche und ihres Episkopats zu urteilen: "Lassen Sie mich deshalb deutlich machen, dass ich den Brief des Herrn Erzbischofs für eine enorme Überschreitung seiner Befugnisse halte."

Bätzing äußert sich auch besorgt über eine distanzierte Haltung Gadeckis gegenüber der modernen parlamentarischen Demokratie. Am Ende seines Schreibens erinnert er an positive Dialogerfahrungen deutscher und polnischer Bischöfe sowie ihren historischen Briefwechsel von 1965: "Auch jetzt, in dieser kritischen Situation, in der die Gefahr gegenseitiger Entfremdung und Verbitterung besteht, rufe ich dazu auf, diesen Dialog fortzusetzen." Dies solle bei der Vollversammlung des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen geschehen, die an diesem Montag auf Malta begann. An der bis Donnerstag dauernden Tagung nehmen auch Bätzing und Gadecki teil.

KNA

28.11.2023 - Deutschland , Polen , Synodaler Weg